
Wer einen grandiosen Tag erleben möchte und ein paar Strapazen nicht scheut, der sollte sich auf den Weg nach Demre machen.
Aufgrund des weiten Weges (hin und zurück etwa 440 Kilometer) empfiehlt es sich möglichst früh in Side zu frühstücken. Die Fahrt geht über die Fernstraße nach Antalya und von dort über die D 400 Richtung Kemer. Die Strecke ist so gut ausge- schildert, dass man sich eigentlich nicht verfahren kann. Nach etwa 1,5 Stunden seid Ihr in der landschaftlich reizvollen Region Kemer. Hier reichen die Ausläufer des Taurusgebirge fast bis an die steinigen Strände und Buchten.
Von Kemer aus sind es noch circa 100 Kilometer bis Demre und die Strecke wird nun kurvenreicher und man kommt an einer ganzen Reihe von traumhaft einsamen Buch- ten vorbei, in denen nicht selten die für die Türkei typischen Holzboote vor Anker liegen, die sogenannten Gulets.
Weiter geht die Fahrt, an Phaselis und Olympos vorbei, durch eine gebirgige Land- schaft in deren Ebenen die vielen Foliengewächshäuser auffallen in denen Schnitt- blumen und Frühgemüse angebaut werden. Je weiter man richtig Demre kommt, desto mehr fallen die großen Orangenplantagen auf. Ab Finike geht die Fahrt wieder direkt am Meer entlang und es empfiehlt sich besonders aufmerksam zu sein, da die kurvenreiche Strecke nicht durch Leitplanken gesichert ist.
In Demre fällt schon am Ortsein- gang der Nikolaus auf und folgt man der Beschilderung "Noel Baba", so kann man den Weg zur Basilika des heiligen Nikolaus nicht verfehlen. Schon vom Park- platz ist eine Nikolausstatue über einem Globus zu sehen, die erst wenige Jahre alt ist. Ein weitaus schöneres Fotomotiv ist die Bronzestatue im Vorgarten der Kirche.
Über den Nikolaus werden eine Viel- zahl von Sagen erzählt, eine erzählt von einem armen Kaufmann, der seine Töchter nicht verheiraten konnte, da das Geld für die Mitgift fehlte. Damit die Mädchen nicht auf den falschen Weg kamen, warf der St. Nikolaus eines nachts drei kleine Beutel mit Gold durch ein Fenster. Aus diesem Grund werden die Kinder am Weihnachtstag beschenkt. Der rote Mantel dürfte allerdings einer Werbekam- pagne der Firma Coca-Cola entsprungen sein, auf den Wandma- lereien und in den Überlieferungen fand ich nichts dergleichen. Im 5. Jahrhundert hieß das heutige Demre Myra und Myras Erzbischof war die zweitgrößte religiöse Autorität. Myra gelang nach dem Tod des Nikolaus an Ruhm und erbaute zu seinem Gedenken erst ein Denkmal und danach die Basili- ka, die teilweise im 8. Jahrhundert durch Erdbeben und Überfälle stark beschädigt wurde.
Im 9. Jahrhundert erfolgte ein Wieder- aufbau und Ergän- zungsbauten im byzantinischen Stil folgten im 11. Jahr- hundert.
Die wichtigsten Aus- besserungen veran- lasste im Jahre 1042 Kaiser Konstantin IX. und seine Frau Zoe. Heute sind noch Wandmalereien zu sehen, die Maria, Jesus Christus, Johannes, den Nikolaus und die Apostelkommunion darstellen. Beeindruckend auch die aufwendigen Mosaikarbeiten, die zum Teil noch bestens erhalten sind. Ferner Reliefarbeiten sowie einen Säulensarkophag und einen Rankensarkophag. Ein Teil der Reliquien des heiligen Nikolaus befinden sich im Antalya Museum und im Dom zu St. Blasien im Schwarzwald. Eine Legende erzählt, dass Italiener am 20. April 1087 den Sarg des Nikolaus auf- brachen und seine Gebeine nach Bari brachten.

Etwa 1,5 Kilometer nördlich der Stadt Demre lieg das antike Myra mit seinen beein- druckenden Felsengräber. Während Myra erst im 1. Jahrhundert v. Chr. in geschichtlichen Überlieferungen erwähnt wird, konnten Inschriften und Reliefarbei- ten der Gräber bis in das 5. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden.
Es wird berichtet, dass die Heiligen Paulus, Lukas und Aristarchos Myra besuchten. Unmittelbar neben der Nekropole be- findet sich ein Amphitheater, einst eines der prachtvollsten Lykiens. Es wurde 141 n. Chr. durch ein Erdbeben zerstört, anschließend wieder aufgebaut und für Gladiatorenkämpfe genutzt. Heute wird auch hier umfangreich saniert und rekonstruiert. Myra, bzw. Demre, dürfte zu einer der geschichtlich bedeutensten Stätten an der Südküste der Türkei gehören.
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